100 Jahren Büchenbach im Wandel

Stadtteilgeschichte Büchenbach

Foto: Georg Fink

Am 1. August 1923 wurde die Gemeinde Büchenbach mit seinen damals knapp über 1000 Einwohnern in die Stadt Erlangen (damals etwa 25.000 Einwohner) eingemeindet. Heutzutage radelt man in 15 Minuten in die Innenstadt, da halten wir die Zugehörigkeit zur Stadt Erlangen als völlig selbstverständlich. Büchenbach und Erlangen hatten jedoch völlig unterschiedliche geschichtliche und konfessionelle Entwicklungen hinter sich. Über viele Jahrhunderte hatte man in ganz verschiedenen Welten gelebt. Die Regnitz trennte sie und konnte nur an zwei Stellen, in Bruck und an der Dechsendorfer Brücke, gegen Zahlung eines Brückenzolls überquert werden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts suchten immer mehr Büchenbacher Arbeit in der nahen Stadt. Im vorher rein bäuerlichen, katholischen Büchenbach entstand eine explosive Mischung aus Arbeitern und Bauern mit ganz gegensätzlichen Interessen. Die mögliche Eingemeindung wurde daher ein brandheißes Politikum.

Es gab damals in Büchenbach viele Menschen, die sich von einem Anschluss an die Stadt viel versprachen. Die Zeiten waren hart. Der Erste Weltkrieg hatte das Reich ausgelaugt und hohe Reparationsleistungen an die Kriegsgegner dem Staat die Grundlage für eine Erholung der Wirtschaft genommen. Inflation und Arbeitslosigkeit griffen immer rasanter um sich. Viele Büchenbacher sahen in der Zugehörigkeit zur Stadt Vorteile, wie z. B. höheres Arbeitslosengeld. Die Bauern hatten dagegen ganz andere Sorgen. Sie sahen die dörfliche Ordnung gefährdet, in der sie ihre Höfe bisher gut hatten führen können. Was verstehen die naseweisen Städter denn vom Land? Auch wollten die Bauern das bisherige öffentliche Land der Gemeinde privatisieren und es nicht in den Besitz der Stadt Erlangen gelangen lassen. So gab es vor der Volksabstimmung zur Eingemeindung in März 1922 einen beinharten Wahlkampf. Die Wahlbeteiligung lag bei 84 %, erstmals durften auch Frauen wählen. Letztendlich gab es mit 80 % Zustimmung ein eindeutiges Ergebnis.

Nach der Eingemeindung ist erst einmal nicht viel passiert, weder von dem was man sich erhofft hatte, noch von dem, was man befürchtet hatte. Weltwirtschaftskrise, Naziherrschaft, Zweiter Weltkrieg brachten andere Zeiten, die in Büchenbach jedoch nicht allzu anders aussahen. Es blieb dörflich. Nach dem Krieg wurde aus dem verschlafenen Universitätsstädtchen Erlangen durch die Ansiedelung der Firma Siemens und anderen Industriebetriebe eine rasant wachsende Stadt. Für die vielen neuen Einwohner wurde neues Siedlungsland gebraucht. Nach einer Weile schaute man nach Büchenbach. Spätestens mit dem Bau des Main-Donau-Kanals, des Gerätewerkes und der Hochhäuser am Europakanal konnte man von einer Zeitenwende sprechen, die den Charakter des ehemaligen Dorfes für immer verändern sollte. In immer neuen Wellen wurden Neubaugebiete erschlossen, immer mehr ehemalige landwirtschaftliche Nutzungsflächen fielen dem Flächenfraß zum Opfer. Es gibt grundlegend unterschiedliche Blickwinkel auf das, was seit damals mit Büchenbach geschehen ist und in Zukunft geschehen soll. Dies ist immer wieder auch ein Thema zwischen Büchenbach und der Stadtverwaltung.

Der Stadtteilbeirat Büchenbach versucht seit 2017, die Interessen der Bevölkerung wahrzunehmen und in städtischen Gremien zu vertreten. Von ihm ist nun die Initiative ausgegangen, ein Festwochenende zu veranstalten. Die Stadt Erlangen unterstützt diesen Plan. Es soll ein Fest von Büchenbachern für Büchenbacher werden. Alle sollen sich angesprochen fühlen, egal wo und wie im Stadtteil sie wohnen. Es soll ein fröhliches, einladendes Fest werden. Wir wollen die Vielfalt des Stadtteils und seiner Menschen zeigen, in die Vergangenheit schauen, aber auch in die Zukunft:

  • Sehen, was gut ist,
  • Erkennen, was erst noch gut werden muss
  • Akzeptieren, dass manches so ist wie es ist.

Ausstellung vom 25.6.-9.7.2023 „Büchenbach im Wandel, 1923-2023“

Die Ausstellung nimmt die vergangenen 100 Jahre in den Blick und wird von mehreren
Vorträgen ergänzt:
Sonntag, 25.6.2023, 17 Uhr: Ausstellungseröffnung mit offiziellen Gästen und Grußwort,
Eröffnungsvortrag von Dr. Klaus Michel, Geschichtswerkstatt Büchenbach: „Büchenbach
zwischen 1923 und 2023“.
Donnerstag, den 6.7.2023, 19 Uhr: Vortrag von Michaela Meyer, Historikerin,
Geschichtswerkstatt Büchenbach: „Die Eingemeindung Büchenbachs und wie es dazu kam“
Sonntag, 9. Juli 2023, 19 Uhr: Doppel-Bilderschau von Georg Fink „Büchenbach einst und
heute“
Die Ausstellung und die Vorträge finden im Pfarrzentrum St. Xystus, Kolpingweg 18 statt. Die
Ausstellung ist täglich von 16-20 Uhr geöffnet.

Weitere Öffnungszeiten und Führungen auf
Anfrage: info@100JahreBuechenbach.de oder Tel. 0160 96 740 275

In der Ausstellung sollen mit Informationen, Bildern und Vorträgen die vergangenen 100 Jahre in den Blick genommen werden. Es gibt viel zu erzählen. Sie finden die Idee des Festes großartig und möchten gerne helfen? Sie finden eine Ausstellung über Büchenbach wichtig und würden dafür gerne spenden? Ihre Gruppe/Einrichtung möchte gerne einen Infostand besetzen? Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns oder rufen Sie an!

mailto:info@100jahrebuechenbach.de oder Tel.: 0178 81 22 426

Und vor allem: Kommen Sie zum Fest und besuchen Sie die Ausstellung! Auch Sie gehören zu
100 % Büchenbach.